E.T., Stephan Spielbergs außerirdische Intelligenzechse, verströmt ihre magische Kraft mit der glühenden Fingerkuppe, Harry Potter benutzt einen Zauberstab, Axel Malik einen Tuschezeichner. Der Freiburger Schriftkünstler setzt psycho-physische Energie in Schrift um – unterhalb des Bewusstseins. Die "Zeichen", die er nacheinander in langen Reihen setzt, sind nicht lesbar, sie sind befreit von jeder inhaltlichen Bedeutung, insofern autonom und selbstreferenziell, Spuren reiner Bewegungsimpulse.
Das Resultat dieser eruptiven Feinmotorik sind gegeneinander abgesetzte, unterschiedliche, zu einer konturierten Form verknäuelte Linien. Das Einhaken des reflektierenden und normierenden Bewusstseins unterläuft der Künstler – wie vor ihm schon der französische Surrealist André Masson, der die "écriture automatique" erfand – durch die Geschwindigkeit der Setzung. Derart gelingt es, jeden Einbruch geltender Ästhetik abzuwehren. Werden Maliks Zeichen schön, dann ist es Zufall. Nichts wird verbessert.
Wer ihn bei der Arbeit gesehen hat, erinnert sich an die sichtbare und hörbare körperliche Anstrengung, die damit verbunden ist. Im Liegen beschriftete Malik die 10 Meter lange, zwei Meter breite Leinwandrolle, auf der die etwa 1000 unterschiedlich breiten, manchmal winzigen Zeilen sich zu einer Art Gewebe verdichten. Die Unregelmäßigkeit der Textur zeugt vom unterschiedlichen emotionalen Befinden, in dem die Zeichen entstanden – auch Situationen nachlassender Kraft, deutlich erkennbar an Leerstellen.
Außer der Leinwandrolle sind im Frankfurter Dommuseum zwei 240 mal 170 Zentimeter große rechteckige, dunkle Leinwände zu sehen, auf denen etwa 40 Zentimeter hohe weiße Zeichen in wenigen Zeilen angeordnet sind. Sie sind mit einer breiten Plakatschreibfeder geschrieben. Die Gebilde wirken durch den druckvollen Strich zart, transparent und räumlich. Sein eigentümliches Konzept verfolgt Malik seit vielen Jahren mit großer Konsequenz.
Ausstellung: Dommuseum Frankfurt am Main, November 2009