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Von den vielen, die in den vorweihnachtlichen Straßen Mitleid zu erregen suchen, indem sie ihr Unglück und ihre Behinderungen darstellen, unterscheidet sich ein kleiner schwarzhaariger Mann, der seine Insuffizienz virtuos überspielt: Mit Hilfe zweier Krücken und dem Kopf balanciert er einen Ball. Er läßt den Ball auf der Krücke entlangrollen, schippt ihn empor, fängt ihn mit dem Kopf und köpft ihn auf die zweite Krücke, mit der er den Ball auf die erste wirft und so fort ohne daß der Ball zu Boden fällt. Dieses Spiel gelingt ihm recht lange.
Der Mann vollbringt nicht irgendeine Leistung, sondern macht sein Handicap zur Grundlage einer Artistik, die in präzisem Gegensatz zu seiner Behinderung steht: Indem er gerade mit den Krücken hantiert, bleibt seine Leistung für jedermann sichtbar an die Behinderung gebunden. Man kann sie nicht vergessen wie etwa dann, wenn er Jo-Jo spielte. Der Mann demonstriert nicht seine jammervolle Lahmheit, sondern macht sie zum Bestandteil eines trotzigen Spiels. Die Performance hat etwas Kühnes, der spielerische Umgang mit .der übermächtigen Not erscheint spöttisch, frech, sogar frivol, denn mit Krücken Spaß zu treiben gilt als unanständig.
Sich über das Unabänderliche lustig zu machen ist eine der Funktionen von Ironie. Es wundert, daß der Mann nicht größere Aufmerksamkeit erregt. Denn sein Spiel ist eine Metapher, die eine schwerwiegende und höchst aktuelle Redewendung drastisch faßt: aus der Not eine Tugend zu machen.