The Duck family and ecologically correct awareness

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Published in: newspaper LOBBY / lobster


 

Wieder so ein virtueller Tag in Ducks City. „Los, wir spielen Rattenfänger von Hameln!" rief Track. „Ich bin die Mäuse!" schrie Trick und beide sausten zur Tür. Fast rannten sie ihren Drillingsbruder Tick um, den mit dem höchsten IQ in der Familie. „Ist schon wieder kein Recyclingpapier auf dem Klo!" sagte er ernst. Das brachte seine übermütigen Brüder auf den Boden der Tatsachen zurück. Entschlossen, ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen, watschelten Talertrillionär Dagobert Ducks drei kleine Erbneffen ins Wohnzimmer, wo ihr Onkel Donald seine Comics las.
„Es ist schon wieder kein Recyclingpapier auf dem Klo!" beschwerten sie sich im Chor. „Seid ihr übergeschnappt?" fuhr Onkel Donald auf. „Jetzt muß man sogar das Klopapier recyceln. Euer Resteverwertungsfimmel ist ja schlimmer als Onkel Dagoberts Sparwut!" „Er hat es nicht kapiert!" flüsterte Track Bruder Trick ins Ohr und Bruder Tick erklärte mit geduldiger Miene: „Das Klopapier soll doch nicht recycelt werden, Onkelehen, sondern wir fordern recyceltes Klopapier. Das normale ist ökologisch nicht korrekt!" „Ökologisch nicht korrekt! Ha! Ich werde zur Furie!" brüllte der Onkel und sprang aus dem Sessel, um den Teppichklopfer zu holen. „Los, Brüder, machen wir den Schuh! " riefTick, und die drei Cleverle brachten sich schleunigst in Sicherheit.
Die Erpeldrillinge haben ein Diplom in Umweltbewußtsein. Nach einem vom Vorsitzenden ihrer Pfadfindergruppe „Fähnlein Fieselschweif" veranstalteten GrundKurs in Umweltkunde war es ihnen wie Schuppen von den Augen gefallen. Die Abschlußprüfung bestanden sie mit Auszeichnung. Ihre erste große Aktion, die auch im Fernsehen kam, war dann das gemeinsame Kippenstechen in Maribora Country gewesen. tiber zweihundert Pfadfinder waren zu dem Wettbewerb gekommen. Wer die meisten Kippen gestochen hatte, war Sieger. Den Grand Canyon um die Wette sauberzumachen, war ein Mordsspaß, zumal man ein Abzeichen gewinnen konnte, das an den Pfadfinderwimpel genäht wird. (Krebs, nein danke!) Jedes Kind hatte einen claim bekommen, dessen Ecken mit weißen Steinen oder einem alten Rinderschädel gekennzeichnet war. Alle hatten einen Stock mit unten einer Stricknadel dran, und jeder hatte einen großen Sack. Und dann ging's rein ins Tal der Kippen. „Fonwostinktsnso?" (Raymond Queneau, Zazie in der Metro) fragte Track. Trick deutete nach oben. Dort saßen die alten Marlboro-Männer, hart am Rande des Abgrunds auf ihren hustenden Pferden und starrten aus ihren Ledergesichtern ins Tal. Die Kinder winkten ihnen zu, aber die Marlboro-Männer verzogen keine Miene. Sie starrten nur in das Tal, wo ihre Kippen herumlagen und hingen ihren Erinnerungen nach.
Die von den Erwachsenen versaute Welt wieder in Ordnung bringen, das fanden alle Kinder echt power. Als Trick zufällig einmal bemerkte, daß ihr Onkel seine Cola-Dosen nicht in den Altmetall-Container, sondern in den Papier-Container warf, und die ausgelesene „Dogs and Guns" in den Hausmüllcontainer mit den Küchenabfällen und die alten Knochen und vergammelten Pommes in den Kunststoff- Container, wo die PlastikFlaschen reingehören, und die Plastikflaschen in den Altkleider- Container und die alte Matrosenjacke aus dem Jahre 1939 in den Altglas-Container, wurde ihm blitzartig klar, daß ihr Onkel Donald ein Chaot ist. Er sagte es seinen Brüdern. Sie saßen lange im Kreis vor ihrem Wigwam im Garten und schwiegen wie die Indianer. .,Brüder, ich sage euch," meinte Tick nach einem tiefen Zug aus der leeren Friedenspfeife bedächtig: „Unser Erzieher ist ein richtiges Ökoferkel!" Dann verstummte er wieder und reichte die Pfeife weiter „Wow!" machten Trick und Track. Die Entenbrüder waren überzeugte Indianer. Denn Indianer waren für sie Menschen, die eins mit der Natur sind. Besonders gefielen ihnen darum Indianergeschichten, in denen sich Menschen in Tiere, Tiere in Pflanzen und so verwandeln können. Wo klar ist, daß alles in der Natur zusammengehört. Und wo sogar die Bäume sprechen können. Und natürlich waren sie Doktor-Dolittle-Fans. Könnte man den Onkel umerziehen? Einen Onkel, der sich mitten unter das Ozonloch auf den Liegestuhl legte und Putensteaks aß? Iihgitt! Einfach kannibalisch! Einen Onkel umerziehen, der die Hühnerknochen in die Altkleidersammlung warf und ein Vorkriegscabrio ohne Kat fuhr, das, falls es fuhr, große Stinkwolken in die Luft pustete. Einen Onkel, der keine Ahnung von C02 und FCKW hatte: „Mein Kühlschrank, ihr Müslibübchen, läuft nicht mit FCKW, sondern mit Strom! Kapiert?" schrie Donald. Oder: „Was scheren mich eure Kraftwerke! Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose!" Soviel über des Onkels Bewußtseinsstand. Neandertalig! So beschlossen die Kinder, sich an Onkel Dagobert zu wenden. „Onkel Donald erzieht uns falsch!" verkündeten sie dem Familienoberhaupt, dem der Erfinder Daniel Düsentrieb gerade eine Maschine vorführte, „Wir sind es, die den Onkel erziehen müssen! Was ist das für ein Apparat da, Onkel?" unterbrachen sie ihre Klage und zeigten neugierig auf eine Art Tornister mit Propeller, den Herr Düsentrieb sich gerade umzuschnallen bemühte . „Das ist ,Acridiodea Caelica' oder die ,Himmelsschrecke"', erklärte Onkel Dagobert. „Es handelt sich um eine epochale Erfindung, die die Welt verändern wird." Der geniale Erfinder war nun dabei, sich merkwürdige Schuhe anzuschnallen. „Prallfederfüße," fuhr der Onkel fort. „Wenn der Reisende zu Boden kommt, holt er sich neuen Schwung." „Willst du damit sagen, daß man sich wie eine Heuschrecke vorwärtsbewegen soll?“ fragte Tick, der die Zusammenhänge mit seinem enormen IQ sofort erfaßt hatte. „Jawohl,“ bestätigte der Onkel. „Und wir werden mit dem Schreckhuber schneller auf dem chinesischen Milliarden-Markt sein als die Krauts mit ihren Drei-Liter-Autos. Milliarden sind ja mein Spezialgebiet. Denkt doch mal quantitativ: Jeder Chinese fängt täglich 10 Fliegen, und jeder Chinese pflanzt in sei nem Leben einen Baum. Könnt ihr euch vorstellen, was es allein in zehn Jahren dort für riesige Wälder ohne eine Fliege geben wird? Die Masse macht es. Und nun stellt euch vor, sechs Milliarden Chinesen bewegen sie~ nach Art des Heupferdchens fort! Alle Straßen leeren sich. Keine Abgase mehr, kein C02 steigt mehr in den Himmel, das Ozonloch schließt sich ..."
„Das ist ökologisch korrekt, Onkel," meinten die drei Großneffen, „aber mit was wird die Erfindung angetriebenen, Onkel?“ „Mit Faulgas," antwortete Daniel Düsentrieb startbereit. Die drei Cleverle sahen einander fragend an ... „Pupse", meinte Tick nach einer Weile. „Alles Natur, Kinder! Alles Natur!" sagte der Onkel eifrig. „Wieviele Chinesen gibt es?" fragte Tick, der begriffen hatte „Aber es verbrennt alles geruchlos ohne Rückstände!" rief Herr Düsentrieb und begann wie ein Heupferd durch den Geldspeicher zu hüpfen. Hopp und surr, hopp und surr.