Why Uncle Donald has to clean talers on Sundays

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Published in: newspaper LOBBY / lobster


 

Gustav ist nicht nur der schöne Mann der Familie Duck, sondern auch ein bekannter Glückspilz.
„Das Geld bleibt einfach an ihm hängen,“ bemerkte Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt, voller Neid zu Donald, der sich seit Jahren krummlegen muß, um drei kleine Erpel großzuziehen. Der alte und der jüngere Onkel, sie malochen beide: der eine zählt bis spät in die Nacht seine Taler, der andere sägt dem Nachbarn das Kaminholz. Gustav aber tut nichts. Er sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen im Cafe, fingert an seinerTolle und wartet. Und irgendwie kommt dann das Geld und bleibt an ihm kleben.
Aber seit einiger Zeit hat er eine Pechsträhne: er findet keine Brieftaschen mehr und keine wertvollen Ohrgehänge, rettet keine Millionärinnen vorm Ertrinken und gewinnt auch nicht mehr beim Pferderennen. Nicht mal die scharfen Enten drehen sich mehr nach ihm um.
Was ist los? Onkel Dagobert sagt: „Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung mußte es einmal so kommen!“ Als Gustav eines Nachmittags beim Tee locker einfließen ließ, daß er „des Müßiggangs nunmehr überdrüssig und an einer angemessenen Arbeit nicht uninteressiert“ sei, sagte der Große Onkel sofort top und stellte seinen feinen Neffen – von Familiengefühlen unberührt – als Kassierer im Bankhaus Duck ein. Denn er rechnet damit, daß das Glück irgendwann zu Gustav zurückkehren würde. „Ein Kassierer, der das Geld magisch anzieht, ist echtes Humankapital,“ dachte er.
Eines Tages betreten zwei Männer die Schalterhalle, die Gustav an ihren schwarzen Armbinden, den großen Nummern auf den Pullovern und den winzigen Mützen auf den stoppeligen Schädeln sofort als Panzerknacker erkennt. Als die beiden Kerle ihren Koffer öffnen, will Gustav den Alarmknopf drücken.
Aber du meine Güte: der ist nicht etwa leer, sondern im Gegenteil – randvoll.

„Waschen!“ fordert der kleinere mit italienischem Akzent. „Wie Sie wünschen,“ antwortet der schöne Gustav erleichtert. Doch bevor er zu zählen beginnt, meint er entgegenkommend: „Waschen wäre eigentlich nicht nötig: pecunia non olet* !“ „Hä???“ knurrt Luigi il martello (Luigi der Hammer). „Geld stinkt nicht,“ übersetzt Gustav korrekt, der sich den lateinischen Spruch in der Schule eingeprägt hat, weil er schon damals dachte, daß man Bildung immer mal verwenden kann. „Boah!“ macht der kleinere Panzerknacker Alberto die Geige, „unser Geld stinkt nicht schlecht! Riech' mal, Hübscher!“ Der Hobbykassierer steckt seine Nase in den Koffer. „Riecht nicht anders als andere Taler,“ meint er höflich. „Dann solltet ihr eure auch mal waschen!“ lachtLuigi il martello, spuckt den Zahnstocher aus und grinst anzüglich. Als Gustav dem Bankherrn McDuck den Vorfall berichtete und auch den italienischen Akzent erwähnte, wußte er sofort, daß es sich nur um Bassotti von der Cosa Sporca handeln konnte, der süditalienischen Sektion der Panzerknackerbande. „Sie zahlen ihr Geklautes in meine Bank ein, um sich als ehrenwerte Businessmänner auszugeben. Daß sie mir mein Geld zurückerstatten, ist brav. Aber wieso stinkt es?“
„Ich persönlich finde nicht, daß es stinkt,“ meinte Gustav. „Wenn das Geld der Bassotti wirklich stinkt, können wir es nicht mit dem Geld im Speicher mischen, sonst stinkt mein Geld auch.
Wir müssen es getrennt aufbewahren. Aber vielleicht stinkt es ja gar nicht. Untersuchen wir ihr Geld und vergleichen wir es mit meinen Talern.“ Und sie watschelten zum Kassenraum. Als Onkel Dagobert seine gelderfahrene Nase in den blutigen Zaster der Bassotti steckte, fuhr er zurück: „Es stinkt, Gustav!“
Dann nahmen sie das stinkende Geld der Cosa Sporca und verglichen es mit dem vom Duck'schen Talerberg.
„Ich finde, eins riecht wie's andere“ meinte Gustav schlicht. Da erbleichte der Große Onkel bis zu den Fußsohlen. Er war total schockiert, als seine Nase ihm sagte, daß Gustav recht hatte. Wieso hatte er bei seinen täglichen Wanderungen auf dem Talerberg nie bemerkt, daß auch sein Geld so übel roch?

"Was sollen wir bloß tun, Gustav?“ fragte Onkel Dagobert ratlos.
„Was die Bassotti geraten haben: auch du mußt deins waschen.“
Bevor der Große Onkel aber Schritte unternahm, telefonierte er mit Professor Pico. (Das ist der Konzernphilosoph.)
„Nach dem 3. Smithschen Gesetz,“ dozierte der Professor, „verhält sich der Gestank des Geldes proportional zu seiner Menge.“
„Geschwollenes Zeug!“ schrie Onkel Dagobert, „Was heißt das?“
„Das heißt: Je größer der Geldhaufen, umso größer der Gestank.“
„Sakra!“ rief Onkel und beschloß, all die stinkenden Banknoten in harte Goldtaler umzutauschen. Gesagt, getan. Doch nach dieser Aktion hatte er den Eindruck, daß auch das Gold nicht sauber war. Immer wieder machte er Stichproben: schnupperte mal an diesem, mal an jenem Talernest Die einen Taler rochen süßlich, die anderen säuerlich, die nächsten herb. (Gustav behielt nasevor den Tatsachen sein Latein für sich.)
Schließlich aber hatte der Große Onkel die rettende Idee: die Taler mußten gewienert werden! So kam es, daß Onkel Donald, immer wenn er wieder einmal mit der Miete in Rückstand war, bei dem stinkreichen Dagobert zum Talerputzen antreten mußte. Was er sehr deprimierend fand.
Aber achüberach: das Wienern half nicht das Geringste. Der Gestank ging nicht weg, sondern nahm (nach dem Gesetz von Adam Smith**) mit jedem Input deutlich zu! „Pico!“ stammelte der Große Onkel ins Telefon,
„Erklä ... Erklä ... Erklären Sie mir das!“
„Sie haben mich mißverstanden, Herr Duck. Nicht auf die materielle Beschaffenheit des Geldes bezieht sich das Smithsche Gesetz, sondern auf Geld selber, nicht auf die Erscheinungsform des Geldes: Noten, Wechsel, Schuldverschreibungen, Aktien, Leonardo da Vincis, Gold, sondern auf ... "
„Geschwätz!“ schrie der Onkel. „Drücken Sie sich klar aus!“
„Nun denn: Es ist die Menge der Taler, die so stinkt!“ erklärte Professor Pico endlich in wissenschaftlicher Kälte.
Beim Abendbrot erwähnte der Onkel das Problem so nebenbei, weil er dem (kostenlosen) Urteil seiner drei gigaschlauen Großneffen eher vertraute, als dem eines von ihm bezahlten Professors.
„Pico behauptet, die Menge sei für denGeruch verantwortlich,“ sagte Onkel Dagobert kauend. „Was soll ich tun?“

* Den berühmten Ausspruch hatte der römische Kaiser Vespasian getan, ungefähr 70 nach Christi, als er seine anrüchige Urinsteuer einführte. Er soll das öffentliche Pissoir erfunden haben, um die von Nero zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren.
** Adam Smith, bedeutendster englischer Nationalökonom 1723-1790.