How Scrooge Duck, a trillionaire of talers, became a fan

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Published in: newspaper LOBBY / lobster


 

„Beine! Onkel Dagobert ist im Fernsehen. Er hält eine Rede!“ riefen Großkapitalist Ducks kleine Erbneffen aufgeregt, denn anstatt daß „Der Vampir von Baskerville“ mit blutrünstig glühenden Augen über die Mattscheibe flatterte, stand ihr Großonkel im Guckkasten und fuchtelte herrisch mit dem Stöckchen. Der alleinerziehende Donald schlurfte ins Wohnzimmer und warf mißmutig einen Blick auf die Glotze. Schon seit Monaten war er daneben, weil er keinen Job und Nix-wie-Schulden hatte.
„Da ist er ja, der Vampir,“ meinte er anzüglich. „Aber nein, Onkelehen, das ist doch Onkel Dagobert, den „Vampir von Baskerville“ gibt es heute nicht ...“ „Ob Vampir von Baskerville oder Vampir von Ducks City. Vampir ist Vampir,“ meinte Donald und haute solange auf den Kasten, bis Schnee kam. Er war sauer. Nachdem er auf dem Geldberg des Entenschinders eimerweise Taler gewichst hatte, war er gefeuert worden. Der Megabankier sprach vor dem BHVU (Bund höchstverdienter Unternehmer).
„Ich dulde,“ rief er borstig, „keine Mitbestimmung in meinen Betrieben. Betriebsräte sind Panzerknakker, und ich lasse mir von keinem Panzerknacker mein Eigentum wienern, das ich mit diesen meinen Händen selbst ...“ Onkel Dagobert machte erst eine würgende, dann eine harkende Bewegung, „geschaffen habe! Anstatt Mitbestimmung von Panzerknackern, meine Herren, Selbstbestimmung des Unternehmers!“
Taifunartiger Applaus. „Sind meine Leute“ fuhr Mr. McDuck gefühlvoll fort, „betriebswirtschaftlich gesehen reine Kosten, die nach ehernem Gesetz gesenkt werden müssen, so muß ich doch gestehen: Ich bin ein Fan von Solidarität mit den sozial Schwachen!“ Und die Hochfinanzente schlug wie der Heilige Franz die Augengen Himmel. (Tumult).

„Mir kommen die Tränen,“ bemerkte Donald und begann sich zu einem Western durchzuzappen. „Aber Onkelehen,“ riefen die Kinder im Chor, „du tust ihm Unrecht! Er sagt doch, daß er ein Fan von uns ist.“ „Wie? Was? Ein Fan von mir? Bin ich etwa ein sozial Schwacher!?“ schrie Onkel Donald erbost und griff hinter sich. Während die Kinder, so schnell sie die Entenbeinchen trugen, die Treppe hinauf ins Kinderzimmer flüchteten und die Kommode vor die Tür schoben, hörten sie ihren Onkel unten wüten: „Ich bin weder sozial noch schwach, ihr Müslibübchen!“ Und dann hörten sie die Haustür knallen und den Onkel in den Schuppen rennen, wo die Gartengeräte stehen. „Jetzt zieht er sich die Kutte zu, Brüder,“ sagte Track. Und dann krabbelten die drei in die Etagenbetten und dachten scharf nach. Nachdenken ist nämlich ihr Hobby.
„Wieso ist Onkel Donald sozial schwach,“ begann Track „und Onkel Gustav nicht? Ihr müßt doch zugeben, unser Erzieher hat trotz seiner vielen Fehler immer gerackert Jeden Sonntag zu Onkel Dagobert Taler putzen bis er davon einen Ausschlag bekommen hat! Und Onkel Gustav, der macht keinen Finger krumm!“ „Ihr ran.“
„Und wieso ist der alte Onkel Dagobert nicht sozial schwach, Brüder!? Warum ist er Multitrillionär geworden?“ rief Track. „Weil er nur das eine im Kopf hat. Junowoteimin!“ sagte Trick. „Manimanimani,“ ergänzte Tick.
„Der ist eigentlich schwerbehindert, wenn er bei allem und jedem nichts anderes als manimani denken kann! Stellt euch das doch mal vor,“ sagte Track, „ihr hättet überall immer nur dasda im Kopf!“
Die Drillinge verfielen in Schweigen. Dann sagte Track: „Ehrlich Brüder, will einer von uns mal Führungspersonal werden?“ „Führungspersonal?“ meinte Trick, „du hast wohl nicht alle auf der Festplatte! Das ist echt schokky! Da mußt du irgendwann Enten auf die Straße setzen und kriegst Mundgeruch!“ Dann hörten sie, daß ihr Onkel Donald ins Haus zurückging. Und da ihr Erzieher nicht mehr rumschrie, wagten sie es, vorsichtig – tippelitapp – die Treppe hinunter zu schleichen. „Ach, ihr seid's,“ sagte der Onkel aufgeräumt und schnitt ein versöhnliches Gesicht.
„Setzt euch. Nun also: Ihr habt recht, Kinder. Ich gebe es zu. Wir sind sozial schwach! Aber, meine Lieben, hat der Große Onkel nicht gesagt, er ist ein Fan von uns?“ Onkel Donald machte sein superschlaues Gesicht. Die drei sahen einander an. Worauf wollte ihr Onkel hinaus? „Und zu den sozial Schwachen gehören ja nicht nur wir, sondern alle von der Siedlung ,Entenglück',“ grinste Donald unternehmungslustig. „Nicht nur die, Onkelchen!“ sagte Tick, der als erster kapiert hatte, was für eine bärenstarke Idee im Kopf von Onkel Donald Platz genommen hatte.
Als Trillionär McDuck aus schweren Talerträumen aufwachte und noch schweißgebadet mit den Händen in der Luft herumfuhrwerkte, um die letzten Heller festzuhalten, vernahm er durch die meterdicken Wände seines Tresors ein großes VolksgemurmeL Wie elektrisiert stürzte er zur schmalen Schießscharte seiner Schlafkammer und tat einen vorsichtigen Blick hinaus. Oh heiliger Mammon! Was wollten die alle?! „Was rufen die da unten; John?“ fragte der weltberüchtigte Geizkragen seinen Butler, der ihm auf der Silberschale den Morgenkeks und die ,Financial Times' servierte, während ein Meer von Menschen dumpf gegen die Grundfesten des Geldspeichers brandete. „Die Leute rufen immer ,Fan, komm raus!', Sir.“
„Fankommraus?“
"Weil sie doch im Fernsehen gesagt haben ,Ich bin ein Fan von der Solidarität mit den sozial Schwachen', Sir. Darum, Sir.“
„Das soll ich gesagt haben?“ wunderte sich der Große Onkel. „Sehr wohl, Sir. Ich habe es selbst gehört, Sir.“
„Was mach ich nur, John?“ fragte Onkel Dagobert ratlos. Dann zuckte er zusammen, denn aus dem Gemurmel wurde Getöse. Ob die Kanaillen wohl in den Tresor wollten?
„Geben Sie uns eine Grundrente, Sir, damit wir ein Auskommen haben, Sir,“ schlug der Butler höflich vor. Blitzartig hatte der Große Onkel den Deal kalkuliert. Klingeldiping. In der Tat, Grundrente war billiger als Aufruhr! Entschluß! „Aber Sie sind entlassen, John", sagte Mr. McDuck streng. „Ich dulde keine Panzerknackerfreunde in meinem Schlafzimmer!“ „Gern, Sir. Ich gebe unten Bescheid, Sir!“

(Kursiv gesetztes Zitat von BOI-Präsident Henkel, Frankfurter Rundschau, 8. Juli 1996)