Strass

Es ist morgens, ein heller Tag. Ich sitze neben einem schlafenden Rentner im Bundesbus auf dem Wege nach Wattens. Dort will ich die Firma Swarovski besuchen, den weltgrößten Hersteller von Schmucksteinen. Die Firma mit einer Belegschaft von 3500 Menschen allein in Wattens (weltweit 9500) ist der größte Arbeitgeber in Tirol. Das Werk liegt im Inntal, einen Katzensprung von Innsbruck entfernt, an der alten Landstraße nach Salzburg. Auf den Bergen links und rechts liegt Schnee, im Tal riecht es nach Frühling. Ich habe ein Faible für blitzende Glassteine, seit meine Großmutter mich als Kind mit funkelnden Klunkern behängte. Nun interessiert mich, wie hinter den schönen Kristallsteinen, die doch Luxus für jeden darstellen, wohl die Arbeitsbedingungen aussehen mögen. Wie ist das gleich bei den wundervollen Teppichen aus Indien? Da die Multis rücksichtslos gegen die Standorte und ohne Verantwortung gegenüber den "Hinterbliebenen" um den Globus vagabundieren, wollte ich einmal wissen, wie es das hundert Jahre alte österreichische Traditionsunternehmen damit hält.
Strass ist die Grundlage allen glitzernden Modeschmucks. Modeschmuck, das wäre der Sieg des Entwurfs über den Geldwert, der Sieg der Idee über das Material. Der Möglichkeit nach. Er unterläuft die mit echtem Schmuck auferlegten Verpflichtungen. Im Prinzip. Die Frauen kaufen sich Modeschmuck selbst und gestalten damit ihre Erscheinung, anstatt Aushängeschild ihrer Partner zu sein. Im besten Fall. Es sind die von Swarovski entwickelten technischen Möglichkeiten, Kristallsteine massenhaft zu verarbeiten, die entscheidend zu einer Demokratisierung des Schmucks beigetragen haben.
Die 70er Jahre waren nach Vivienne Becker, die wenigstens drei interessante Bücher über Modeschmuck veröffentlicht hat und auch in dem von Swarovski gesponserten Prachtband "Glanzstücke" über dieses Thema schreibt, "eine nie dagewesene Periode der Schmucklosigkeit". Schmuck galt in diesen Jahren als bürgerlich und war darum bei den einen out und bei den anderen nicht en vogue. Den einen ging es noch darum, die Klassengesellschaft umzustürzen, die anderen zogen es vor, sich bedeckt zu halten. Dann 1986: Tschernobyl änderte alles. Zum ersten Mal hatte der ideologische Spruch: "Wir sitzen alle in einem Boot" seine Richtigkeit. Die 80er Jahre, die 1989 im Zusammenbruch des Realsozialismus gipfelten, ließen auf dem Boden der Endzeitstimmung einen quirligen Hedonismus ins Kraut schießen. Es war die hohe Zeit der pluralistischen Postmoderne. Der von Lifestyle-Magazinen programmierte Yuppie, clever, quick, smart und abgebrüht, markiert den Trend eines knallharten Individualismus, dessen zeitliche Dimension die pure Gegenwart ist: ich, hier, jetzt, ehe es zu spät ist. Und die Modeschmuckindustrie boomte wie nie zuvor. Was glänzte, war in.
Straß ("Kompositglas"), brillantenähnlich geschliffene Glassteine, war eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, des Zeitalters sowohl der Aufklärung wie des Rokoko, das in der großen Französischen Revolution ein blutiges Ende fand. Georges Frederic Stras (1701-1733), welcher diesem Schmuck für alle Zeiten den Namen gab, importierte Glasfluss aus England und Böhmen, dessen Glasmacherkunst die des venezianischen Murano zu überflügeln begann, in die französische Hauptstadt. 1730 hatten die neuen, funkelnden Steine Paris erobert und auch bei Hofe die echten Juwelen bald ausgestochen. Denn nun war es möglich, sich von oben bis unten - an Hüten, Frisuren, Decolletes, Strümpfen, Schuhen - verschwenderisch mit blitzenden Steinen zu schmücken, was unter den Kerzenlüstern in den Spiegelsälen einen zauberhaften Effekt machte. Es war das durch die Verbesserung der Kerzen vervielfältigte Licht, welches festliche Abendgesellschaften großen Stils ermöglichte und das Bedürfnis nach schimmernder und glitzender Garderobe machtvoll bestärkte. Monsieur Stras wurde über Frankreichs Grenzen hinaus berühmt und 1734 zum Hofjuwelier des Königs ernannt.
Die Kultur des Scheins, des Theatralischen und des demonstrativen Konsums, welche die Postmoderne in den 80er Jahren unseres Jahrhunderts für sich wiederentdeckte, war im sogenannten galanten Zeitalter zu höchster Blüte entfaltet. Bei Hofe war im 18. Jahrhundert alles öffentlich, selbst die intimsten körperlichen Verrichtungen. Alles Tun war daher Pose, kalkulierte Form, die vor dem Spiegel geprobt wurde, der zum Wahrzeichen der Epoche wurde. Die Menschen der vornehmen Welt stilisierten sich zu Kunstwerken. Nicht der nackte, sondern der bekleidete Körper galt als schön. Nun sind auch in unseren Tagen wieder Tendenzen theatralischer Selbststilisierung auszumachen, die sich vom Anspruch der "Selbstverwirklichung" stark unterscheidet. Nirgends so deutlich wie in der heutigen Mode steht "Differenz", ein Schlüsselbegriff postmodernen Denkens, so anschaulich gegen die Einheitlichkeit, die zu den Leitprinzipien der Moderne gehörte.
Andreas Braun von der Marketing-Abteilung erwartet mich in den "Kristallwelten", jenen von Andre Heller aus Anlass des 100jährigen Firmenbestehens entworfenen unterirdischen Wunderkammern und glitzernden Höhlen, die von den Medien als "Weltwunder", "Reich der Feen und Zwerge" und "Wallfahrtsort" gefeiert worden sind. Der Konzern kann sich die aufwendige Publicity leisten: Der Umsatz belief sich auf 1,40 Milliarden Schweizer Franken. Den Kaffee nehmen wir unter einem Foto der strahlenden M. M., deren Hände von Geschmeide überquellen. Steine von Swarovski.
Kristallsteine hörten im 18. Jahrhundert bald auf, echte Steine vortäuschen zu wollen, und emanzipierten sich, da es nun möglich war, Steine in jeder Form und Größe zu produzieren und größere Mengen zu immer neuen und immer gewagteren Schmuckgebilden zusammenzufügen. Ihre Falschheit setzte die Steine keineswegs herab. Was zählte, war die entzückende Idee. Simili-Steine wurden neben echtem Schmuck verkauft und das oft ebenso teuer. Der Wert der brillanten Idee galt bald mehr als der Geldwert von Brillanten.
Etwa 150 Jahre später, als die Zeit der Königin Victoria zu Ende gegangen war, die in der Trauer um ihren 1861 verstorbenen Albert ganz England dunklen Schmuck vorgeschrieben hatte, kommt die Firma Swarovski ins Geschäft. Durch die Erfindung einer Schleifmaschine, die das Handschleifen ablöste, konnte sie erstmals sehr große Mengen präzis geschliffener Schmucksteine liefern. Es war die Zeit vor dem 1. Weltkrieg, in welcher auf dem Kontinent die Art-nouveau-Bewegung aufkam, während England es mit dem edwardianischen Stil hielt, dessen spitzenartige Zartheit sich an Stilelementen des 18. Jahrhunderts orientierte (Girlanden, Schleifen, Fruchtkörbe). Die vornehme Welt trug wieder helle Diamanten. Die Folge war eine große Nachfrage nach Glassteinen. Denn in den Großstädten eiferten alle modischen Damen den "ersten Kreisen" nach. Die Steine kamen meist aus Wattens bei Innsbruck und wurden darum bald "Tiroler Steine" genannt.
Schon früh, erklärt Andreas Braun, habe es bei der Firma ein "humanitäres Standortbewußtsein" gegeben, obwohl "die Verlockungen niedriger Kostenstruktur durchaus vorhanden" gewesen seien. Ein Motiv, in Wattens zu bleiben, sei auch das Risiko, die streng gehüteten Geheimnisse der Fertigungsverfahren an die Konkurrenz zu verlieren. Die Produktionsräume sind daher bis heute tabu.
Vom "Hundskopf", dem schneebedeckten Hausberg, auf dem sich die Villen der Gründerfamilie befinden, überblicken die Swarovskis ihr Werk, die Glashütte und die Herstellungsbetriebe für die Steine, die an halbautomatischen Maschinen facettiert werden. Das Zusammenfügen der Steine zu den von hauseigenen Designern entworfenen Broschen, Armbändern, Ohrclips und Colliers geschieht, seit die Firma auch selbst Schmuck herstellt, in Niedriglohn-Ländern, darunter Thailand und China. Die Produkte werden in aller Welt von rund 13 000 Partner-Boutiquen vertrieben.
Das in der vierten Generation geleitete Familienunternehmen wurde 1895 von Daniel Swarovski in Wattens gegründet. Der Sohn eines Glashandwerkers verließ Böhmen - damals mit dem Städtchen Gablonz die führende Region in der Herstellung von Glasschmuck -, sowohl um sein epochemachendes maschinelles Schleifverfahren vor Nachahmung zu schützen als auch um seine Maschinen mit Wasserkraft anzutreiben. Traditionell wurden Gablonzer Schmucksteine in Heimarbeit per Hand mit Facetten versehen: durch Andrücken der Steine an die mit einer Kurbel oder einem Tretrad angetriebene Schleifscheibe. Dann wurden sie an der Rückseite mit einer Silberschicht überzogen, "similisiert", brillantenähnlich, gemacht.
Swarovskis Erfindung revolutionierte die Herstellung von Mode-Schmuck: Die Simili-Steine, die zu Zeiten von Monsieur Stras den echten Steinen Konkurrenz machten und durchaus noch mit der Aura von Echtheit kokettierten, haben durch die von Swarovski eingeleitete Massenproduktion endgültig einen eigenständigen Status erlangt. Nicht nur die reiche Welt kann sich heute mit glitzernden Steinen schmücken. Der Schmuck war von der vieltausendjährigen Funktion befreit, einen materiellen Wert und damit die soziale Wichtigkeit einer Person darzustellen. Die billigen, aber in größter Präzision vielfach facettierten Kristalle, deren Glanz dem echter Brillanten kaum nachsteht, markieren - der Möglichkeit nach - einen Sieg des Geschmacks über den Reichtum. Was hier zählt, ist die Idee des Designers.
Die Entwicklung geht in zwei einander beeinflussende Richtungen: einerseits zur Herstellung preiswerten Modeschmucks für alle, andererseits zur künstlerischen Gestaltung ausgefallener Stücke in limitierter Auflage. Teuer ist nun nicht mehr das Material, sondern die Idee des berühmten Entwerfers und der Vorzug, dem exklusiven Kreis der wenigen Besitzer anzugehören.
"80 Jahre", sagt Andreas Braun, "war die Firma ein geschickter Zulieferer, aber seit 20 Jahren hat sie sich eine Markenartikeltradition aufgebaut. Mit dem im Hause entworfenen Schmuck haben wir uns langsam von der Rolle des Zulieferers emanzipiert." Für rund 150 Millionen Mark werde jährlich Schmuck verkauft, dessen Design "ethnisch abgestimmt" sei, je nachdem, ob man zum Beispiel nach Asien oder Amerika liefere. Ein weiteres Standbein schuf sich die Firma in den 70er Jahren mit der neuen Produktlinie "Swarovski Silver Crystal": Es handelt sich um die allseits beliebten Kristalltierchen, deren erstes eine Maus war. Und mit der "Hot-Fix-Technik", die es ermöglicht, mit Schmelzkleber beschichtete Kristalle auf Textilien aufzubügeln, festigte Swarovski seine Verbindung zur Modebranche.
In den 50er Jahren hat die Haute Couture den Modeschmuck entdeckt. Sie läßt eigene Kreationen unter dem Namen des Modeschöpfers entwerfen und bringt so die Zyklen der Mode auch in die Schmuckherstellung. Durch seine auffällige Aktualität, die zeigt, daß man sich in Übereinstimmung mit der Zeit befindet, unterscheidet sich Modeschmuck nun grundsätzlich von echtem Schmuck, der mit Ausnahme künstlerischer Unikate eher zeitlos und konventionell ist. Christian Dior taufte einen von Swarovski erfundenen Stein, der alle Farben des Regenbogens in sich konzentrierte, "Aurore Boreale" und verwendete ihn 1956 mit einem Erfolg ohnegleichen. Die Nachfrage nach Steinen mit dem durch ein Metallvakuum-Aufdampfverfahren erzielten Farbeffekt war so groß, daß Swarovski die Lieferungen kontingentieren mußte.
Unter den Verkäuferinnen in der Produktgalerie gibt es auch zwei Chinesinnen sowie zwei Thailänderinnen. Die meisten sind mehrsprachig, denn ein zahlreiches internationales Publikum umdrängt sogar außerhalb der Saison und schon vormittags die Schauvitrinen, in denen leider keines der anspruchsvollen Schmuckstücke ausgestellt ist. Die Schlange an der Kasse ist lang. Die meisten Touristen erstehen eines der Kristalltierchen, deren schönstes ein chinesischer Drache ist, der mit einer Liebesperle spielt. Als Jahresgabe 1997 für die 300 000 Mitglieder des Sammler-Clubs kostet er etwa 500 Mark. Aber auch ein Geschäft anläßlich der Eingliederung Hongkongs nach Rotchina hat Swarovski eingeplant.
Silvia Göttel, die junge Managerin von der PR-Abteilung, trägt einen schicken Armreif mit eingelegten Kristall-Steinen. Sie lädt mich zum Mittagessen in die Werkskantine ein, ins "Haus Marie", so benannt nach der Frau des Firmengründers. Auf das gute, mit 30 Prozent bezuschußte Essen ist man stolz bei Swarovski: Heute kann man zwischen Scampi, Lachs und Muscheln wählen. Ich frage, was der Schwan, das Firmenlogo, zu bedeuten habe. Der Schwan (der das Edelweiß als Emblem abgelöst hat) symbolisiere in allen Kulturen Reinheit, erklärt mir die Managerin, während sie ein paar Tische weiter einen Weißhaarigen entdeckt, der noch Daniel den Ersten gekannt haben soll.
Peter Angerer erzählt mir von dem Firmengründer nur das Beste. Als Lehrjungen hätten sie "Chefschauen" dürfen, wenn der imposante alte Herr durchs Werk geführt worden sei. Denn er war erblindet. Immer habe er mit den Leuten gesprochen. "Bist du zufrieden?" habe er gefragt, oder "Habt ihr Durst?". Dann gab es eine Kiste "Chapeso", eine in Wattens hergestellte Limonade. Der Chef habe auch im Werksorchester Geige gespielt. "Für mich war der Mann ein Genie. Er hat alles aus dem Nichts aufgebaut", schwärmt der Fahrer, der jetzt die Herren Swarovski chauffiert, denen, sagt er, man im Betrieb oft begegnen könne. Etwa 1000 Leute, schätzt er, seien 20 Jahre im Betrieb. Auch Peter Angerer hat mit einem billigen Firmen-Darlehen ein Eigenheim bauen können.
Seit 1948 haben etwa 1500 Mitarbeiter von dem Siedlungsprogramm profitiert, mit dem die Firma Swarovski ihr Standortbekenntnis praktisch belegen kann. Der Enkel des Firmengründers, Daniel II., hat in einem "Wohnen im Grünen" betitelten Buch 1988 diese Siedlungspolitik nicht ohne Sendungsbewusstsein dargestellt: Die Grundidee ist, daß jeder Arbeiter ein 1000 Quadratmeter großes Grundstück besitzen solle, "weil nur dann der eigene Garten dem Siedler in Notzeiten durch Obst- und Gemüseanbau und Kleintierhaltung eine spürbare Hilfe bedeuten könne". Das altväterliche Programm, aus der Erfahrung wiederkehrender Notzeiten geboren, das allen Urbanisten die Haare zu Berge stehen ließe, ist ausdrücklich gegen das Konzept des Sozialen Wohnungsbaus in Wohnblöcken gerichtet, da der Firmenchef von der Verstädterung nur das Schlimmste erwartet. Das Häuschen, in dem der Firmengründer aufwuchs, hatte nur einen einzigen Raum.
Ich hatte um einen Kontakt auch mit dem Betriebsrat gebeten. Aber Andreas Braun hat mir nur einen Termin mit dem Personalchef vermittelt, der früher dem Betriebsrat angehörte. "Er kennt beide Seiten." Mag sein. Aber welche vertritt er? Entlassungen, erfahre ich von Personalchef Guido Mark, gab es nur in der Zeit der Ölkrise 1974/75, die zugleich für Swarovski eine Absatzkrise war. Denn in den 70er Jahren wurde kaum Schmuck getragen. Jedoch habe die Krise dazu geführt, die neue Produktlinie "Swarovski Silver Crystal" aufzubauen. Die Kollektion ist ein Renner. Wie steht es mit der Lehrlingsausbildung, die ja ein Indikator für die Langzeitperspektive einer Firma ist? "Wir bilden jährlich 100 Lehrlinge von etwa 400 Bewerbungen aus. Alle Lehrlinge werden übernommen. Wir haben die einzige staatlich anerkannte Werksberufsschule Österreichs im Hause. Gesundheit und Bildung sind uns ein Anliegen." Gesundheit? "Täglich wird bei uns Gymnastik gemacht", sagt der Personalchef, "mit einer Vorturnerin. Die Zeit wird bezahlt."
Ein Drittel der Belegschaft sind Frauen, tätig meist in der Qualitätskontrolle, einer gleichförmigen "Augenarbeit". Im 38-köpfigen Betriebsrat sind die Frauen mit zehn Prozent unterrepräsentiert. Das hänge mit der hohen Fluktuation von 15-18 Prozent zusammen (bei den Männern drei Prozent). Soll man daraus auf ein schlechtes Betriebsklima schließen? "Nein, nein", wehrt Guido Mark ab, "die Frauen heiraten." Akkord gebe es keinen, wohl aber ein Lohnanreizsystem mit einer Obergrenze, "damit die Leute nicht ihre Gesundheit ruinieren". Wie in Österreich gesetzlich geregelt, gebe es ein 13. und ein 14. Gehalt, mit denen Weihnachts- und Urlaubsgeld abgedeckt seien. Eine Besonderheit ist das 15. Gehalt in Form einer Erfolgsbeteiligung, die abhängig von der Ertragslage etwa zwischen 85 und 130 Prozent erreiche. Sogar 180 Prozent seien einmal ausgeschüttet worden. Es versteht sich, daß die Firma Swarovski als größter Steuerzahler am Standort Einfluß hat. Guido Mark saß zudem im Gemeinderat.
Die Gemeinde Wattens gilt als reich. Der bodenständige Großbetrieb muß sich um "corporate identity" keine Sorgen machen. Das Wir-Gefühl, das die wurzellosen, über den Planeten ziehenden Multis künstlich zu implantieren suchen, ist der hundertjährigen Erfolgs-Geschichte vor Ort von selbst gewachsen. Peter Angerer sagt: "Man kann schon stolz sein, wenn man von Swarovski kommt." Dem pflichtet die PR-Managerin bei. Es bringt auch zusätzliche Vorteile: Bei befreundeten Firmen bekommen die Mitarbeiter von Swarovski kräftige Nachlässe. Und das elementare Bedürfnis nach Glanz, den dank Swarovski sich nun jeder leisten kann, ist gewiß eine solide Geschäftsgrundlage, die, wie es aussieht, Kontinuität gewährleistet. Bisher 102 Jahre an ein und demselben Ort.