Gestatten: Nimmergut

Nomen est omen – A Look into the Telephone Book of a German City
 
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Published in: Frankfurter Rundschau


 
Nomen est omen – ein Blick ins Telefonbuch einer deutschen Großstadt

Kotz, Piss, Killer, Single, Nix, Viel, Bombe, Haßdenteufel: das sind Namen aus dem Telefonbuch einer Großstadt. Namen "bekommt" man, das heißt: Sie werden uns einfach wie eine Mütze über die Ohren gezogen. Und dann stolpert man damit durchs Leben. Was aber haben solche Wörter mit uns zu tun? Sie sind oft zum Lachen oder wie aus einer anderen Zeit. Identität? Nein, Identifizierung! Sinn machen diese Wortgebilde meist nur als Merkmale für den Führerschein, den Pass oder den Steckbrief, also nicht für uns, sondern die Behörden. Einer wie Casanova allerdings gab sich damit nicht zufrieden. Eines Tages beschloss er, sich "Chevalier de Seingalt" zu nennen. Der Titel stand ihm auf Grund eines päpstlichen Ordens zu. Aber Seingalt? Vom Augsburger Bürgermeister nach der Rechtmäßigkeit dieses Namens befragt, erwiderte der stolze Venezianer: "Weil er von mir selber stammt. Das Alphabet ist jedermanns Eigentum; das ist unbestreitbar. Ich habe acht Buchstaben genommen und habe sie so zusammengesetzt, dass sie das Wort Seingalt’ ergeben. Dieses so gebildete Wort hat mir gefallen und ich habe es als meinen offiziellen Namen angenommen." So einfach geht das. Und hier die schönsten Namen aus dem Telefonbuch:
Achzehnter, Viereck, Fünfsinn, Zwanzig, Zehnpfennig, Amtage, Avemaria, Ballast, Ballon, Barfuß, Christfreund, Bimmel, Bibel, Biersack, Bleifuß, Dünnhaupt, Brotzel, Brüll, Bückling, Hering, Butterweck, Cola, Dümmerling. Wie spreche ich bloß Menschen mit solchen Namen an?: Alles, Mehr, Wenn, Anders, Wieder, Noch, Dein, Doch, Hinten, Drinnen, Heute, Sehr, Selten. – Datum, Denkscherz, Deutschmann, Ausländer, Franzmann, Fremder, Differenz, Donnerstag, Freitag, Dotterweich, Düsterhaus, Durst, Droge, Duft. Sehr hessisch: Ebbes, Schepp, Wenisch, Knorz, Kappauf, Kappes, Nebermann, Feldhinkel, Gockel. – Edelblut, Eigenwillig, Eisenbeiß, Eislöffel, Eitelmann, Endlich, Erpel, Feinhals, Fertig, Flachmann, Fleischhut, Froschhammer, Füllekrug, Gegenwart, Glitzenhirn, Glückselig, Gotterbarm. Und wie aus dem Comic: Grabsch! Zack! Zisch! Kotz! Krach! – Grill, Gutekunst, Gutersohn, Haben. – Sehen diese Leute alles negativ? Habenicht, Wenig, Keiner, Nein, Nichts, Umsonst, Weisnicht, Nimmergut. – Halbleib, Handy, Hasenbein, Hausotter, Henkelmann, Herzbruch, Hesse, Frankfurter, Bockenheimer, Holefleisch, Holzklau, Jammermann, Japs, Klappauf, Kitzel, Knacker, Knall, Krautwurst, Kreideweiß, Krempel, Kussmaul, Lachemund, Langweil, Leisegang, Liebchen, Logisch, Lustmann, Lutsch, Macho, Macker, Maffia, Marsmann, Mausehund, Mitesser, Mittwoch, Möglich, Monsieur, Morgenschweiß, Motel, Mundlos, Nahrhaft, Nimmerfroh, Nothdurft, Odenwald, Ohnesorge, Pest, Pickel, Pinkel, Pippi, Plappert, Popel, Prost, Ratz, Rauchfuß, Reibetanz, Reisaus, Rotmensch, Rubbel, Salzig, Samstag, Sauff!, Schaffenicht! Scheinkönig, Schmeckebier, Schmiermund, Schneemilch, Schönkäse, Schönzart, Schrott, Schwarzmaler, Sonnabend, Stoppelbein, Siebenlist, Seidenschnur, Gurgel, Mord, Leiche, Schuldhaus, Übelherr, Umhau, Unsinn, Vornfett, Wachauf! Warmbier. Warwas? Weniger, Wiegold, Willkommen! Winzig, Zickendraht, Ziegenbalg, Zirkel, Zufall, Zutterkirsch. Wenn ich nur wüsste, was Zutterkirsch heißt!