How Uncle Scrooge got on the dog

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Published in: newspaper LOBBY / lobster


 

„Rawuff, rrrawuff, rrrrrrawuff.“
„Pfui, Gero, pfui! Das ist doch nur der liebe Mr. McDuck!“
„Was heißt hier ,pfui'! Und ,nur'!“ krächzte Onkel Dagobert (die reichste Ente der Welt) erbost. „,lieb' lasse ich mir gefallen. Da haben Sie recht. Wer sind Sie überhaupt?“
„Porcupine Junior, Herr McDuck. Ich heiße Porcupine und …“, stotterte der blutjunge Milliardär, ein Neuling im Very VIP's Club. (VVC) „Ist das ein Rassehund?“ fragte der alte Onkel streng.
„Das will ich meinen: Gero von Bismarck! Sitz, Gero!“ und das Software-Jüngelchen beugte sich aus seinem Lederfauteuil zu der kalbsgroßen Dogge hinunter, die zu seinen Füßen im knietiefen Perser lag und an einem Kunstknochen schleckte. „Und der andere da auch?“ fragte der Große Onkel. „Hasso von Pappenheim, ein wunderbarer …“, aber Hasso war schneller. Kaum hatte er seinen Namen vernommen, war er aufgesprungen und hatte mit seinem Schwanz das Wiskeyglas vom Rauchtisch gefegt. „Pfui, Hasso, pfuif“ rief der junge Porcupine, und von Pappenhein blickte treu und wedelte heftig.
„Was fressen die denn so?“ fragte der Onkel interessiert. „Nur Lende vom argentinischen Rind, Mr. McDuck. Hin und wieder taufrische Gänseleber wegen des Blutes. Kein Gemüse selbstredend.“
Solche Hunde sind doch wohl zu teuer für mich, dachte der Talertrillionär und watschelte zu seinem Ohrensessel, um sich in die Financial Times zu vertiefen.
Das waren so die Gespräche, die er führte, außer natürlich mit Mr. Dow und Mr. Jones, seinen ständigen Begleitern, die auf ihren Klappstühlchen dicht in seiner Nähe hockten und über Börsenkurse tuschelten. Auch die liebten ihn nicht, nein. Niemand liebte ihn. Donald? Onkel Dagobert machte sich über seinen stets arbeitslosen Neffen keinerlei Illusionen. Der Tropf wollte ihn beerben! Und verdrehte nicht Daisy immer verzückt die Augen, wenn er den Talerberg erwähnte? Das macht misstrauisch. Und Vetter Gustavs Getue: Onkel Dagobert hatte es längst durchschaut. Dieser Casanova sah so recht nach Schulden aus. Er würde sie irgendwann bezahlen müssen. Konnte er seinen reichen Onkel wirklich lieben? Blieben da noch, von Oma Duck abgesehen, die drei kleinen Cleverle, seine Großneffen Tick, Trick und Track. Intelligente Buben, keine Frage. Aber gerade darum mussten sie sich wohl Gedanken machen, wie sie im Leben einmal schneller vorwärts kommen könnten als die anderen! Wie aber startet man artJ schnellsten? Als Tellerwäscher? Heute? Nein, als Erbe mit Geld. Und wer hatte das Geld in der Familie? Nun er, der große Onkel hatte es. Konnten die Kinder ihn dann ohne Nebengedanken liebhaben, einfach um seiner selbst willen? Nein, das konnten sie nicht. Niemand liebte ihn.
Und darum wollte der große Onkel einen Hund haben. Das Tier heißt „Baldur". Onkel Dagobert ist ein nüchterner Mann. Daher ist sein Hund kein zappeliges Windspiel und kein blutrünstiger Kampfhund wie ihn die Panzerknacker bevorzugen, sondern ein grundanständiger, seriöser Bernhardiner. Sagt der große Onkel „Pfui", lässt Baldur alles fahren, was er gerade im Maul hat, sagt der Onkel „Sitz!“, setzt sich das Tier tatsächlich auf seine fünf Buchstaben und gibt die Bärenpfote jedem, der sie zu schütteln wagt. Sagt der alte Onkel aber „Fass!“, dann sollten Sie mal sehn, wie der starke Baldur von Ehrenstein dem nächstbesten Panzerknacker an die Waden geht! Onkel Dagobert ist zufrieden. Er und Baldur sind unzertrennlich geworden, wirkliche Freunde. Das Tier liegt entweder vor Onkel Dagoberts Schreibtisch oder auf der Schwelle zum Geldspeicher. Und wenn Mr. Dow. und Mr. Jones vom Parketthandel an der Börse kommen, um Bericht zu erstatten, knurrt Baldur, ob aus Sympathie, weiß man nicht genau. Baldur ist geduldig und hört sich, ohne mit der Wimper zu zucken, Onkel Dagoberts Tiraden über die Panzerknacker, über die Börse, über das Wetter und über die undankbare Familie an. Baldur ist immer dankbar. Und treu. Und aufmerksam. Und anspruchslos. Ein guter Hund. „Hunde sind besser als Enten!“ bemerkte Onkel Dagobert zu Mr. Porcupine Junior im WC. „Und Menschen! Auf jeden Fall!“ nickte der Jungmilliardär eifrig. „Man sollte daraus die Konsequenzen ziehen", meinte der Onkel. „Konsequent ist immer gut", pflichtete Mr. Porcupine zu und blickte vom „Economist“ auf, wobei ihm das darin eingelegte Pornoheftchen herausrutschte. „Pfui, Gero, pfui!“ rief Mr. Porcupine feuerrot, und Gero von Bismarck blickte schuldbewusst.
Pico, der Konzernphilosoph, der, der seit Jahren an der Corporate Identity von Ducks International werkelte, hat im übrigen die ehrenvolle Aufgabe, den großen Onkel, der wegen Geldverdienens in seiner Jugend der Schule fernbleiben musste, etwas Allgemeinbildung beizubringen. Täglich von acht bis neun. zuletzt hatte der seinen Arbeitgeber mit des Suetonius' Bericht über Kaiser Caligulas Angewohnheit erfreut, sich hin und wieder in Gold zu wälzen. Obwohl der große Onkel nicht gern in einer Angelegenheit der zweite zu sein wünschte: Caligula war schließlich Kaiser eines Weltreiches gewesen. Außerdem war es lange her. Heute berichtete ihm Pico nun Caligula „habe vorgehabt, sein PFerd zum Konsul zu machen",* worüber die alte Ente herzlich lachte. Nachmittags wurde der Onkel nachdenklich. Seit DaimlerBenz und Chrysler fusioniert haben, wissen wir, dass ein Chairman in den U.S.A. das siebenfache eines deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden verdient. Im Falle Megamanager Schrempf, der hierzulande auf 3 Mio. geschätzt wird, ist das eine stattliche Summe. Nun begab es sich, dass auch Mr. Duck einen Chairman für seinen Weltkonzern brauchte, ein Amt, das er bisher stets selbst versehen hatte. Nach langem Grübeln hatte er den Entschluss gefasst. Mr. Dow und Mr. Jones berichteten mit einander überschlagenden Stimmen, die Nachricht habe an der Börse wie eine Bombe eingeschlagen. Und sie legten dem Onkel die druckfrischen Financial Timesauf den Schreibtisch. ln dicken Balken war dort zu lesen: „MCDUCK ERNENNT HUND ZUM CHAIRMAN SEINES KONZERNS".
Baldur von Ehrenstein, der riesige Bernhardiner des Talertrillionärs Dagobert McDuck, hat seit gestern den Vorsitz des Aufsichtsrats von Ducks International übernommen. Der Kurs der Aktien des global operierenden Konzerns ist seit dieser Entscheidung um 20 Prozentpunkte gestiegen. Kommentatoren werten McDucks Entscheidung als Schritt in die richtige Richtung. Der Vorsitzende des Börsenvereins von Ducks City: „Das ist ein Triumph des Neo-Liberalismus. Hätten wir überall Hunde im Aufsichtsrat, könnte das Kapital endlich weltweit fließen, wohin es fließen will. Das heißt in Onkel Dagoberts Tresor. Der Onkel war sehr erfreut. Denn er hatte das gewaltige Gehalt für den Aufsichtsratsvorsitzenden gespart. Neben ihm saß ein Hund, der ihn wirklich liebte und zu allem „wuff“ sagte. Und wenn es nottat, konnte Baldur auch zupacken. Neulich hat er Bill Gates in den Hintern gebissen. Ein braver Hund, der aufs Wort gehorchte.

* Suetonius: Cäsarenleben