Salvatore A. Sanna

Poet in zwei Sprachen
Eine Würdigung Salvatore A. Sannas zu seinem 70. Geburtstag

Zur Vielfalt einer lebendigen, multikulturellen Großstadt wie Frankfurt zählt nicht nur der ständige Wechsel und das schnelle Durcheinander, sondern auch, was bleibt. Das Beständige, die Errungenschaften – von der Kanalisation bis zum Museum – verdanken wir meist der Initiative und der Beharrlichkeit einzelner Menschen, deren Namen man dann manchmal auf einem Straßenschild lesen kann.
Salvatore A. Sanna ist einer von ihnen: Vor 38 Jahren hat er hier mit dem Erlös aus seinem alten Auto die Deutsch-Italienische Vereinigung gegründet. Heute residiert der 500 Mitglieder starke Verein mit seinen 16 Mitarbeitern in einer hübschen Villa in der Arndtstraße 12 und ist in Frankfurt als unabhängige, reine Privatinitiative für alle Italienfreunde eine Instanz. Die Westend-Galerie und die Literaturzeitschrift "Italienisch" verbreiten von dort ebenso ausdauernd wie erfolgreich italienische Kultur. Gezeigt werden international renommierte Künstler wie Morandi, Fontana oder Dorazzio. In der von Sanna heraus gegebenen Zeitschrift kommen italienische Literaten und Romanisten zu Wort.
Der vielseitige, tatkräftige Sarde, der das Deutsche vollkommen akzentfrei spricht, ist darüber hinaus selbst ein Poet – in beiden Sprachen. 1996 ist er mit dem Premio Pannunzio ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt kein geringerer als Luigi Malerba. Und schließlich: Viele Frankfurter haben die schönste Sprache der Welt in einem Kurs der Deutsch-Italienischen Vereinigung erlernt.

Als Gastarbeiter begonnen
Gründer, Herausgeber, Galerist und Poet – und all das als einer, der hier als Gastarbeiter begonnen hat! Sanna ist davon überzeugt, dass die deutsche und die italienische Kultur einander wunderbar ergänzen. So hat er von 1962 bis 1968 auch als Lektor und dann als Studienrat im Hochschuldienst für Italienische Sprache und Literatur an der Goethe-Universität gelehrt. Nachdem er auf die deutsche Verfassung geschworen hatte, wurde er deutscher Beamter. Für sein vielfältiges Wirken an der Textur Alt-Europas wurde er schon 1977 als "Cavaliere" und in diesem Jahr als "Commendatore" geehrt – zwei bedeutenden Titeln, die der italienische Staat vergibt.
Auch beim deutschen Staat blieb Sannas Arbeit nicht unbemerkt: 1996 hat der stets bescheiden, aber bestimmt auftretende Signore das Bundesverdienstkreuz erhalten. Keine Frage: Menschen wie er prägen unsere Stadt. Auch nach seinem 70. Geburtstag am Sonntag ist seinem Lebenswerk Anerkennung und Bestand zu wünschen.

Frankfurter Rundschau vom 06.12.2004, S. 34, Ausgabe: S Stadt