Trompe-l’œil

GALERIE MATHIAS GÜNTNER

5. April bis 18. Mai 2019

Tom Früchtl
Joachim Grommek
Axel Malik
Charlotte Posenenske
Alexandra Ranner
Jörg Rode
Herbert Warmuth
Martina Wolf
Willy De Sauter
Herbert Warmuth
Martina Wolf

Charlotte Posenenske
Vierkantrohre Serie D. 1967 / 2019
Stahlblech, verzinkt
Aufnahme vor der Werkstatt. 1967

 

Trompe-l’œil. Die prinzipiell mögliche Täuschung der Sinne brachte den französischen Philosophen Descartes zu der berühmten Schlussfolgerung „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“). Von der physiologisch bedingten, objektiven Möglichkeit der Täuschung ist die absichtliche, lügenhafte Täuschung zu unterscheiden, die heute etwa als fake news diskutiert wird. Als Trompe-l’ OEil bezeichnet man in der Malerei eine spezielle Augentäuschung – speziell, weil ja die gesamte perspektivische Malerei eine Augentäuschung ist, insofern sie auf einer flachen Leinwand Tiefe vortäuscht. Das Trompe-l’ OEil der Scheinarchitekturen der Spätrenaissance und des Barock, die besonders in Kirchenkuppeln die reale Architektur malerisch fortsetzen, wurde als große Kunst geschätzt. Auch war es üblich, Stuckelemente in Malerei zu überführen und mit billigen Materialien teure zu imitierten. In der niederländischen Stillebenmalerei des 17. Jahrhunderts erreicht die Kunst des Trompe-l’ OEil einen Höhepunkt. Auf den so genannten Steckbrettern des Samuel van Hoogstraten (Titel) ist allermöglicher Krimskrams perspektivisch so angeordnet, dass man meint, bestimmte Gegenstände fielen sogleich aus dem Bild: man möchte hinlaufen und sie auffangen. Die ästhetische Betrachtung kippt für einen Moment in eine alltagspraktische Aufmerksamkeit, ein geschätzter Beleg für die Kraft der Malerei. Das Trompe-l’ OEil ist ein harmloses Wahrnehmungsvergnügen („Lust der Täuschung“ ist der treffende Titel der Ausstellung zum Thema, Aachen und München 2018 / 19), insofern die Täuschung zwar auf den ersten Blick verblüfft, aber auf den zweiten Blick als solche erkennbar wird. Das Publikum wird also nicht betrogen wie bei fake news, wo die Täuschung unaufgeklärt bleibt. Die kunstvolle Raffinesse ist jedoch ein Beweis dafür, wie leicht unsere Wahrnehmung, die doch unser Bewusstsein bestimmt, in eine Falle geht. Der Spaß hört dort auf, wo gewisse Medien, Nachrichtendienste und skrupellose Politiker die Täuschung als manipulatives Instrument einsetzen.
Charlotte Posenenskes Vierkantrohre aus Stahlblech sehen Entlüftungsanlagen zum Verwechseln ähnlich. Martina Wolfs Arbeiten muten auf den ersten Blick wie Fotografien an und erweisen sich erst auf den zweiten Blick als „bewegte Bilder“. Herbert Warmuths Bilder, die oft aus mehreren Segmenten bestehen, zeigen zwischen den Segmenten manchmal dunkle Spalten – sie sind gemalt. Sein türgroßes Bild „Camouflage“ ist keine Täuschung, sondern zitiert sie. Axel Malik versieht alle Seiten eines gläsernen Würfels mit Zeichen. Infolge der Durchsichtigkeit ist die Fläche, auf der sie stehen, nicht erkennbar. Sie scheinen zu schweben. Alexandra Ranners große Fotoarbeit zeigt das dunkle Meer. Aber es ist kein Meer. Jörg Rodes Arbeit imitiert Waschbeton. Bei der vierteiligen Arbeit von Joachim Grommek befestigen die kunststoffbeschichten 3 rechten Teile den falschen Eindruck, der äußerste linke Teil bestehe aus einer Spanplatte. Tom Früchtls Bilder und Objekte stehen in der Tradition der appropriation art: die Malerei wiederholt ihren Untergrund mit Bravour, ein Triumph der Malerei – nach dem Einbruch des Alltags ins Bild seit DADA. BURKHARD BRUNN, 2019

Charlotte Posenenske
Square Tubes Series D
1967 / 2019
Galvanized sheet steel
Single elements: 92 × 46 × 46 cm,
92 × 46 × 23 cm, 46 × 46 × 46 cm,
46 × 46 ×46 cm, 46 × 46 × 23 cm
Dimension variable
Galerie Mathias Güntner, Hamburg

Ausstellungsansicht Galerie Mathias Güntner, 2020
Axel Malik, Alexandra Ranner, Tom Früchtl

Ausstellungsansicht Galerie Mathias Güntner, 2020
Herbert Warmuth, Martina Wolf, Joachim Grommek

Joachim Grommek
Test. 2002
Öl, Grundierung auf Spanplatte
und kunststoffbeschichteter Spanplatte
(weiß, grau, schwarz)
4-teilig, 30 × 46 cm

Herbert Warmuth
Camouflage (red)
2001
Varnish,
Acrylic on aluminium
200 × 100 cm

Martina Wolf
Window / Fenster. Frankfurt am Main, Orber Straße 24, 2019-02-08
4K videos / montage / H264 1080 × 1920 px, 25p
Mute. 30 min. Loop

Jörg Rode
Das Bild. 2011
Acryl / Aquarellfarbe auf Gips
40 × 40 × 4 cm

Herbert Warmuth
Fahne Orange Weiß
2019
Acryl, Öl, Alu Dibond, Stoff
45 × 60 cm

Alexandra Ranner
Silencio Subito (Meer). 2010
Print auf Baryth
154,5 × 233,0 cm / Vitrinenrahmen: 175 × 270 cm

Tom Früchtl
decor#6. 2017
95 × 30 × 2,4 cm
Öl auf Holzbrett

Axel Malik
Glasquader. 2019
Acryl auf Glas
6 × 10 × 15 cm / 2200g